Kay Lotte Pommer



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Kay Lotte Pommer









Wir durchqueren Plätze, steigen in Bahnen, nutzen öffentliche

Toiletten – funktionale Infrastrukturen, die zu sozialen Bühnen

werden. Soziale Praktiken, Alltagsroutinen und der digitale

Raum sind Teil unserer physischen Infrastruktur.

Diese Arbeit widmet sich den flüchtigen und oft übersehenen

Momenten, die den Alltag durchziehen und diese Orte beleben.

Spuren und Projektionen werden als fragiles Material erfasst

und spiegeln in Form narrativer Fragmente individuelle

Erfahrungen innerhalb einer kollektiven Erinnerungspraxis

wider.

Eine Einladung, dem Flüchtigen Aufmerksamkeit zu schenken

und dem Unsichtbaren Raum zu geben – ein Versuch, das Vergängliche

sichtbar zu machen, ohne es festzulegen.

Diese Arbeit wird in ihrer Setzung zu einem performativen

Akt. Sie ist Ausstellungsarchitektur, Display, Einbau und

Skulptur zugleich. 
Sie kann sich dem Raum anpassen, Leerstellen

öffnen, Blicke versperren – und verbindet andere Arbeiten

durch den Durchblick und die Rahmung, die sie eröffnet.

Die einzelnen Arbeiten, skulpturale Arbeiten im Raum und

Wandarbeiten, werden zu Figuren in der szenografischen Setzung

im Raum. Die Installation kann minimiert und maximiert

werden, sich an den Ausstellungraum anpassen und ihn

sich zugleich aneignen.

Im KV Leipzig tritt die Arbeit Infotafeln I+II in einen direkten

Dialog mit der vorhandenen Architektur und erweitert diese

durch einen Einbau, der durch die Möglickeit ihn zu schwenken,

eine Geste des Zuwendes oder Abwendens suggeriert. Die

Arbeiten setzten sich direkt mit der Architektur, miteinander

und mit den Besuchenden in Kontakt.


U-Bahn: Eine Beobachtung

14 Personen insgesamt:
6 am Handy,
1 liest ein Buch,
4 unterhalten sich,
2 wirken wie Kompliz:Innen – präsent im Raum,
1 ohne Bildschirm, verloren in einer Träumerei.
Nur 2 ohne Kopfhörer.


Auf den Bildschirmen, die ich sehen kann, wird schneller geswipt, als ich schauen kann. Die Bilder verschwimmen zu einer einzigen, fließenden Einheit aus Content. Die wenigen Menschen ohne etwas in den Händen stechen beinahe heraus, als wären sie fehl am Platz – obwohl sie doch die einzigen wirklich Anwesenden sind. Auffällig, vielleicht sogar ein wenig suspekt. Hermannplatz Drei Personen steigen aus meinem Blickfeld aus. Die kleine Sphäre, die wir für einen Moment gebildet hatten, reißt auf. Ich muss mich erst daran gewöhnen, neue Menschen in meinen Blick aufzunehmen. Wenn ich aufmerksam bin, baue ich schnell eine Form von Beziehung zu meinen Sitznachbar:Innen auf. Sie werden Teil meines Bildes – ich überlerge, woher die kommen, wohin sie gehen. – sie werden zu Inventar meines Alltags, fast vertraut, stille Kompliz:Innen im flüchtigen Moment. Ich maginiere4 alle präsenten parallelen Räume: Chatrooms, auditive Welten durch Kopfhörer, endlose Video-Feeds ... Die Räume sind abgeschlossen. Der Schlüssel ist versteckt. AUch Foucault hat der Zug fasziniert – sicher hätte ihn auch die U8 gereizt. Er beschreibt den Zug als ein außergewöhnliches Bündel an Relationen. Moritzplatz. Ich steige aus – tauche auf an der Oberfläche der Stadt. Die Geräusche weiten sich, als hätte ich eine Membran durchstoßen. Ich laufe durch die Stadt, jeder Ort erfüllt einer Funktion. Hier und da öffnet sich ein Bild, löst eine Assoziation aus, lädt zum Verweilen ein, regt Erinnerungen an oder fordert mich spielerisch heraus, für einen Moment aus meiner Routine auszubrecchen. Kleine Riten des Alltags: Ich setzte mich an den Brunnen am Moritzplatz, höre dem Wasser zu, träume mich kurz an einen anderen, fernen Ort. Ich denke an jemanden, ein intimer, privater Gedanke.

Ich nehme eine Münze und wünsche mir etwas.

Die Münze landet im Brunnen.